Der Abschluss einer Berufsausbildung hat für die berufliche Zukunft in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert. Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig darüber zu informieren, welche Möglichkeiten der Berufsausbildung bestehen. Besteht besonderer Unterstützungsbedarf während einer Berufsausbildung, können Jugendliche zusätzlich zu den verschiedensten Unterstützungsmaßnahmen der Berufsschule spezielle Hilfen der Arbeitsagenturen in Anspruch nehmen:
Die berufsvorbereitenden Bildungsgänge an den beruflichen Schulen stellen sicher, dass Schülerinnen und Schüler nach dem Verlassen der allgemein bildenden Schule auf ihrem weiteren Weg in die Berufsausbildung unterstützt werden. So können sie den Hauptschulabschluss nachholen oder ggf. den mittleren Bildungsabschluss erwerben. In Verbindung mit einer beruflichen Grundqualifikation einschließlich Praxisanteilen verbessern sie ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz.
Praxisluft schnuppern und den beruflichen Alltag erproben
Viele Schulen bieten ein Praktikum in Form von wöchentlichen Praxistagen in Betrieben an. Begleitet durch den Unterricht und betreut durch eine Lehrkraft können die Schülerinnen und Schüler so über einen längeren Zeitraum an ein oder zwei Tagen pro Woche fortlaufend den "beruflichen Ernstfall" erproben und viele konkrete berufsbezogene Erfahrungen sammeln.
Individuelle Förderung
Eine Schlüsselrolle kommt in den berufsvorbereitenden Bildungsgängen der individuellen Förderung zu. Wichtige Grundlage hierfür ist die Durchführung einer "Kompetenzprofilanalyse". Mit Hilfe dieses Analyseinstruments können die individuellen Stärken der Jugendlichen präzise erkannt werden. Dies dient als wichtige Grundlage für die weitere Förderung im ganzen Schuljahr.
VAB und BEJ
Von ersten Praxiserfahrungen bis hin zur Vorqualifikation in einem beruflichen Bereich
Das VAB hat das Ziel, den Jugendlichen eine berufliche Orientierung und erste berufsbezogene Fähigkeiten und Fertigkeiten in bis zu drei Berufsfeldern, wie zum Beispiel Metalltechnik, Elektrotechnik, Holztechnik, Bautechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Körperpflege sowie Wirtschaft und Verwaltung, zu vermitteln. Außerdem helfen sie den jungen Leuten, dass diese konkrete berufliche Anforderungen kennenlernen, ihre persönlichen Vorlieben herausfinden und ihre individuellen Lern- und Leistungsfähigkeiten einschätzen und verbessern. Eine Besonderheit des VAB ist der Arbeitsfeldunterricht, in dem umfassend Theorie und Praxis miteinander verbunden sind und das "learning by doing" im Vordergrund steht. Jugendliche Migrantinnen und Migranten ohne Deutschkenntnisse erhalten in der Regel ein gezieltes Sprachförderangebot in eigenen Klassen des Vorqualifizierungsjahres Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen
Im BEJ werden den Schülerinnen und Schülern die berufsbezogenen Inhalte von etwa der Hälfte eines ersten Ausbildungsberufes vermittelt. In der BEJ-Teilqualifikation, einer besonderen Form des BEJ, können sie eine von der Kammer zertifizierte Teilqualifikation erwerben, wenn sie ein 90-tägiges Betriebspraktikum ableisten, ein Berichtsheft führen und der Praktikumsvertrag bei der Kammer registriert ist.
Schulabschluss als wichtiges Ziel
Das VAB schließt bei Erfüllung bestimmter Anforderungen mit einem VAB-Abschluss ab. Wer eine zentrale Abschlussprüfung in den Fächern Deutsch, Mathematik und eventuell Englisch besteht, erwirbt hier zusätzlich einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz steigen dadurch deutlich. Auch der Anschluss an andere berufliche Schulen, wie beispielsweise eine zweijährige zur Fachschulreife führende Berufsfachschule, ist möglich. Im Anschluss an das VABO für jugendliche Sprachanfänger stehen das reguläre VAB oder, bei entsprechender Qualifikation, andere berufliche Bildungsangebote offen.
Der BEJ-Abschluss ist ein eigener Abschluss, der auf dem Hauptschulabschluss aufbaut. Er bezieht ebenfalls eine zentrale Abschlussprüfung in den Fächern Deutsch, Mathematik und in der Regel Englisch mit ein. Der Anschluss an andere berufliche Schulen, wie beispielsweise in eine einjährige Berufsfachschule oder eine zweijährige zur Fachschulreife führende Berufsfachschule, ist möglich.
Kooperationsklassen mit der Werkrealschule und Hauptschule oder der Förderschule
Viele berufliche Schulen bieten in enger Zusammenarbeit mit Haupt- oder Förderschulen Kooperationsklassen an, in denen die neunte Klasse der Hauptschule oder der Förderschule mit dem VAB zu einem zweijährigen Bildungsgang fest verzahnt ist. Die Schülerinnen und Schüler erhalten hier eine intensive Förderung mit dem Ziel, einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand zu erreichen. Bereits im ersten Jahr der Kooperationsklassen erhalten die Schülerinnen und Schüler fachpraktischen und fachtheoretischen Unterricht in bis zu drei beruflichen Bereichen.
AV dual
Das Ausbildungsbündnis des Landes hat im November 2013 eine Reform des Übergangs Schule - Beruf verabschiedet. Sie sieht vor, die bisherigen berufsvorbereitenden Bildungsgänge (insbesondere das Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf und das Berufseinstiegsjahr) durch eine duale Ausbildungsvorbereitung (AV dual) zu ersetzen. AV dual bindet neben einer Pädagogik des individualisierten Lernens die verstärkte Umsetzung von Betriebspraktika ein. Durch die Praktika sollen die Jugendlichen die betriebliche Realität kennenlernen, eine genauere Vorstellung von ihren beruflichen Interessen und Möglichkeiten bekommen und ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz verbessern. Die neue Pädagogik zielt stark auf die Verbesserung der überfachlichen Kompetenzen und der Selbstlernkompetenzen der Jugendlichen ab. Im zieldifferenten Lernen erhalten die Jugendlichen maximale Durchlässigkeit für verschiedene Bildungsziele, um ihr Potential bestmöglich ausschöpfen zu können. Die Konzeption von AV dual soll dazu beitragen, den Fachkräftebedarf zu sichern und den pädagogischen sowie demografischen Herausforderungen auch zukünftig wirksam begegnen zu können.
Die neue Pädagogik für gemeinsames Lernen von Jugendlichen mit unterschiedlichen Bildungszielen wird außer im Schulversuch AV dual von weiteren beruflichen Schulen im Rahmen der pädagogischen Erprobung BFPE eingeführt. In der BFPE lernen Schülerinnen und Schüler mit den Bildungszielen des Vorqualifizierungsjahres Arbeit/Beruf, dem Berufseinstiegsjahr, der zweijährigen zur Fachschulreife führenden Berufsfachschule und zum Teil der einjährigen gewerblichen Berufsfachschule gemeinsam, um ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz bestmöglich zu verbessern. Sowohl AV dual wie auch die pädagogische Erprobung BFPE werden als Ganztagsklassen geführt.
Berufsschule
Ausländische und ausgesiedelte Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz erhalten haben, deren Deutschkenntnisse aber noch Defizite aufweisen, können in der Berufsschule im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen durch Stütz- und Erweiterungsunterricht im Umfang von bis zu zwei Wochenstunden unterstützt werden.
Berufliche Schulen haben die Möglichkeit, für Berufsschul- und Berufsfachschulklassen mit überwiegend Aussiedlern und Ausländern kleinere Klassen zu bilden: Mindestschülerzahl für die Klassenbildung von zwölf statt 16, Höchstschülerzahl von 24 statt 30.